Wir wurden gebeten, die Nähe der politischen Parteien zu analysieren, die bei den Kommunalwahlen 2018 in Kiel angetreten sind. Speziell geht es um die Antworten der Parteien SPD, CDU, Die Grünen, Die Linke, FPD, AfD, SSW, Die Partei, und Piratenpartei auf die 30 Fragen des Lokal-O-Mat. Die Ergebnisse der Wahl stehen mittlerweile fest, die Parteien zu vergleichen ist aber trotzdem spannend! :)
Parteien und Themen analysieren
Analog zur Analyse über Fraktionsdisziplin und den Koalitionsvertrag habe ich die Antwortmatrix in einer Heatmap visualisiert. Die Methode zu adaptieren war einfach, hier ist das neue R-Script:
Das Ergebniss seht ihr in Abbildung 1. Die Zeilen in der Heatmap entsprechen den Themengebieten (siehe Beschriftung rechts am Ende jeder Zeile). Die Spalten repräsentieren die Parteien (siehe Parteinamen unter der Heatmap). Die Farbe in einer Zelle der Heatmap zeigt, wie die jeweilige Partei bei dem entsprechenden Themengebiet gestimmt hat: Gelb bedeutet Ja, Orange bedeutet Neutral und Rot bedeutet Nein. Zur Unterbringung von Geflüchteten (erste Zeile in der Heatmap) hat die AfD beispielsweise mit Nein gestimmt, während alle anderen Parteien mit Ja gestimmt haben.
Die Methode gruppiert auch Parteien und Themen nach ähnlichen Mustern, was in den Dendrogrammen links und oben zu sehen ist. Je kürzer der Pfad, desto ähnlicher sind sich die Parteien oder Abstimmungsergebnisse. Man sieht beispielsweise, dass die Distanz zwischen Die Grünen und Die Linke sehr klein ist (die beiden Parteien zeigen ein ähnliches Abstimmungsverhalten), während die AfD sehr weit weg von den anderen Parteien ist.
Aus der Heatmap kann man auch ablesen, wie kontrovers ein Thema ist – oder wie sehr es uns hilft die Parteien zu unterscheiden. Während die Varianz in den Antworten zu Pavillons am Alten Markt oder zur Unterbringung von Geflüchteten sehr klein ist (die Parteien sind sich fast einig), ist die Varianz zum Flughafen Kiel Holtenau oder zum Messe- und Kongresszentrum sehr hoch (die Antworten der Parteien unterscheiden sich stark).
Die Heatmap ist komplex und bietet viele detaillierte Informationen in einer einzelnen Abbildung – zumindest für das geschulte Auge. Aus dem Feedback zur Bundestagswahl haben wir jedoch gelernt, dass diese Art der Visualisierung sehr schwer zu verstehen ist, wenn man nicht regelmässig mit Heatmaps in Kontakt kommt. Unser Ziel ist es also, eine Grafik mit kleinerer Informationsdichte zu entwickeln, die einfacher zu lesen ist.
Parteienkreise visualisieren die Ähnlichkeit von Parteipositionen
Zusammen mit einigen Kollegen am Lehrstuhl für Systembiologie und Bioinformatik an der Universität Rostock haben wir die Parteienkreise entwickelt. Ein Parteienkreis zeigt, wie stark die Position einer Partei mit den Positionen der anderen Parteien übereinstimmt. Abbildung 3 präsentiert ein Beispiel für die SSW in Kiel:
Der äußere blaue Kreis steht für die Position der SSW zu den 30 Themengebieten des Lokal-O-Mat.
Die bunten Kreissektoren im Inneren repräsentieren die anderen Parteien.
Der Radius eines Kreissektors entspricht dabei der Anzahl an übereinstimmenden Antworten der beiden Parteien.
Es gilt also: Je grösser der Radius des Kreissektors, desto änlicher sind sich die Parteipositionen in den 30 Themen.
An den Grenzen der Kreissektoren sind Skalen angedeutet, an denen man die Anzahl der Übereinstimmungen ablesen kann.
Die horizontale Achse nach rechts ist zudem beschriftet.
In dem Parteienkreis für die SSW sieht man also, dass die CDU 12-mal und Die Grünen 17-mal so gestimmt haben wie die SSW.
Es ist auch ersichtlich, dass Die Partei und Die Linke die grössten Übereinstimmungen haben: Beide haben 21-mal genau wie die SSW abgestimmt.
Auf der anderen Seite hat die SSW die kleinste Gemeinsamkeit mit der AfD:
Die beiden Parteien haben in nur 11 Fällen gleich gestimmt.
Hätte eine Partei alle Fragen genau wie die SSW beantwortet, dann würde der entsprechende Kreissektor den äußeren Kreis berühren.
Der Parteienkreis zeigt also die Ähnlichkeit einer Partei zu den anderen Parteien. Hier folgen nun die Kreise für alle Parteien zur Kommunalwahl in Kiel. Über die Links unter den Kreisen gelangt ihr zu hochauflösenden Versionen in PNG und SVG Format.
Ihr könnt die Kreise gern unter der Creative Commons BY-SA 4.0 Lizenz für eigene Abbildungen und Kompositionen verwenden. Bei der Entwicklung der Abbildung haben die Datenwissenschaftler Patrick Schopohl, Saptarshi Bej, Tom Gebhardt, Markus Wolfien, Ali Salehzadeh-Yazdi und Olaf Wolkenhauer maßgeblich mitgewirkt. Zusammen haben wir auch die folgende Collage entwickelt:
Disclaimer
Ich habe mich mit der Kieler Politik nicht beschäftigt und kann daher über die konkreten Inhalte der Themengebiete nur spekulieren, aber die Politik soll hier auch eine eher untergeordnete Rolle spielen.